Die SchülerInnen träumen von einem normalen Schulunterricht.

Guinea - Sieben Jahre nach ihrer Gründung kämpft die Schule in Fandjéta immer noch um ihre Existenz. Eintauchen in eine Realität, in welcher jeder Schultag ein Kampf ist - aber auch ein Sieg.

Das Dorf Fandjéta schmiegt sich an einen Berghang und liegt inmitten eines Waldes, der von Mango-, Avocado- und anderen einheimischen Baumarten bevölkert ist. Eine scheinbar idyllische Umgebung, die jedoch von Isolation und dem völligen Fehlen staatlicher Unterstützung geprägt ist und die Bevölkerung vor immense Herausforderungen stellt.

Von der Euphorie zur Realität

Der Dorfvorsteher gesteht: «Als im Jahr 2018 für unsere Schule ein Gebäude mit drei Klassenzimmern gebaut wurde, weckte das grosse Hoffnungen. Wir glaubten, dass sich die Dinge nun endlich ändern würden. Doch leider folgte die Ernüchterung. Auch wenn es mehr schlecht als recht gelingt, den Unterricht aufrechtzuerhalten, zermürben uns der Mangel an Lehrkräften, ihre wiederholten Abwesenheiten, ihr ständiger Wechsel und vor allem die völlige fehlende Unterstützung des Bildungsministeriums für die Kostenübernahme ihrer Löhne.“ In der anfänglichen Euphorie hatte die Schule 104 SchülerInnen betreut. Doch die Schülerzahl sank allmählich auf 70, bevor sie mangels Lehrkräfte auf null fielen. Erst vor kurzem stieg sie wieder auf 61 SchülerInnen an.

Die Lehrkräfte, das Rückgrat

Viele LehrerInnen kamen nach Fandjéta, doch die meisten verliessen den Ort bereits nach einigen Monaten wieder. Die herausfordernden Arbeitsbedingungen und das Fehlen einer externen Aufsicht führten dazu, dass einige die Situation gelegentlich ausnutzten, indem sie über längere Zeiträume hinweg abwesend waren und dennoch weiterhin ihr Gehalt vom Staat bezogen. Das Fazit ist eindeutig: Die Qualität des Unterrichts hängt ganz von der individuellen Motivation dieser Personen ab.

Derzeit gibt es einen staatlich finanzierten Lehrer, der sehr engagiert ist, und den Unterricht mit viel Energie und Entschlossenheit wieder aufgenommen hat. Die gesamte Bevölkerung setzt grosse Hoffnungen in ihn. Bei meinem Besuch hatte er mit den SchülerInnen ein 15-minütiges Theaterstück aufgeführt und Schulgärten angelegt. Er allein unterrichtet jeden Wochentag jeweils von 8 bis 12 Uhr und anschliessend von 15 bis 17 Uhr zwei Klassen. Was wird aus den SchülerInnen, wenn keine Verstärkung eingestellt wird? Dies ist umso frustrierender, als unser strategischer Partner gegenüber den Behörden auf die Bedeutung dieses Umstandes hingewiesen hatte.

Die Hoffnung, das einzige Licht

Der Leiter der Elternvereinigung, welche aus zwölf Mitgliedern besteht, gesteht: «Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die Schule über Wasser zu halten, aber ich will nicht verheimlichen, dass es Momente gibt, in denen wir entmutigt sind. Wir kümmern uns um die Instandhaltung, pflegen die Beziehungen zu den Familien, sammeln die Schulgebühren… mit einer Zahlungsquote von 100%. Und trotz alledem lässt uns der Staat im Stich. Das ist schon sehr ärgerlich. Aber wir werden nicht aufgeben, für unsere Kinder.“

Ein Schulprojekt zu starten, mag auf den ersten Blick recht einfach erscheinen. Doch den Fortbestand der Schule zu sichern, insbesondere im ländlichen Guinea, ist eine echte Herausforderung. An der Seite der Bevölkerung von Fandjéta werden wir weiterhin dafür kämpfen, dass die Schule am Leben bleibt.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Janine Teissl